Freizeit für palästinensische Kinder aus Hebron 2012

Am diesjährigen Ferienlager für palästinensische Kinder, das die Bruno-Hussar-Stiftung durch ihre Unterstützung ermöglicht hatte, nahmen 45 Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren aus Hebron und Umgebung teil. Anwar Daoud, der Schulleiter der Primarschule, hatte dazu Kontakt nach Hebron aufgenommen. Die Kinder kamen sowohl aus Vierteln der Stadt Hebron als auch aus Orten der Umgebung. Sie wurden von vier palästinensischen Guides begleitet.

Im Friedensdorf hatte Reem Nashef, Mitglied des Dorfes und Lehrerin an der Schule, die Leitung des Ferienlagers übernommen. Sie arbeitete dabei mit drei arabischen Jugendleitern aus dem Dorf, vier anderen jungen Helfern und einigen Volontären zusammen.

Wie schon in vergangenen Jahren gab es vom Friedensdorf Ausflüge nach Jaffa/Tel Aviv, zu einer Bootsfahrt und um ins Meer einzutauchen; nach Jerusalem zu den heiligen Stätten und auf einen Spielplatz; zu einer Tropfsteinhöhle und in die Stadt Modiin (zum Kegeln). Das Programm im Dorf enthielt u. a.: Schwimmen, Sport, künstlerische Arbeit, Spezialprojekte, Gesellschaftsspiele, Schlauchboote, eine Schatzsuche und besondere Essen.

 
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Reem Nashef berichtete:

„Die Kinder kamen aus Hebron, wo die Lage wegen der ständigen Zusammenstöße zwischen Juden und Arabern in der Altstadt sehr angespannt ist. Furchtbare Erfahrungen aus den schlechten Beziehungen zu den (oft gewalttätigen) jüdischen Siedlern bedrücken sie. Ich meinte, dass die Kinder deswegen nicht bereit seien, hier jüdische Menschen zu treffen, und dass es schwierig sei mit diesen Kindern umzugehen. Doch ich fand, dass diese Kinder begierig waren zu lernen und aufzunehmen. Sie waren durstig auf jedes bisschen Spaß, den wir für sie vorbereitet hatten. Die Kinder waren gut erzogen, sehr bescheiden und sensibel und zeigten großen Respekt bei allem, was wir sagten.

Wir hörten geduldig und respektvoll den Kindern zu, wenn sie uns von ihren Erfahrungen erzählen wollten, schon bei der Sitzung „Eisbrechen“ am ersten Tag. Wenn sie von ihren Hoffnungen und Erwartungen sprachen, drückten viele Kinder ihren Wunsch aus, verschiedene Städte und Dörfer in Israel zu sehen. Sie erwähnten Namen von Plätzen, von denen sie gehört oder gelesen hatten. Es sei das erste Mal, dass sie außerhalb der Gegend von Hebron seien. Sie fragten, ob wir sie zu einer Bahnstation und zum Flughafen bringen könnten, um diese zu sehen und wie groß ein Flugzeug ist, auch, wie schnell ein Zug fahren kann etc. Es machte Freude ihren Reaktionen auf all die neuen Begegnungen und Erfahrungen zu folgen. Ein Junge sagte am Schwimmbad, wie glücklich wir seien, mit so viel Wasser spielen zu können. Andere sagten, sie seien so froh über die wunderbaren Aktivitäten, die wir vorbereitet hatten, wie z. B. die Modellballonautos, die sie machten. Ein Kind sagte, es freue sich für seine Mutter oder Schwester eine dekorierte Schachtel vorzubereiten. Sie waren auch erregt, als sie das Meer sahen. Die Gruppenleiter und der Busfahrer wunderten sich über die Aufregung der Kinder beim Anblick der Hochhäuser von Tel Aviv (sie versuchten sogar die Stockwerke der Gebäude zu zählen). Sie waren begierig das Wasser im Meer zu berühren und die Wellen darauf zu fühlen. Auf dem Weg dorthin fragten sie dauernd, „Wann werden wir an den Strand kommen?“ Am Abend wollten sie mehr über ihre Erfahrungen in Neve Shalom/Wahat als Salam sprechen, stellten Fragen über unser Leben im Dorf. Einer sagte, dass er eine andere Art von Juden -„Gute“- treffen würde, nicht solche, die ihnen zuhause begegnen. Ein Junge sagte, dass es auf dem Dach seines Hauses einen jüdischen Beobachtungsposten gebe. Er und seine Familie hätten keine Erlaubnis auf das Dach ihres eigenen Hauses zugehen oder sogar hinaufzusehen. Der einzige Kontakt mit den Soldaten bestehe im Abfall von Sonnenblumenkernen, den sie nach dem Essen herunterwerfen.

Ein anderer Junge sagte: „Hier gibt es gute Juden, nicht wie die, die uns töten oder uns unser Land nehmen wollen.“

„Hier gibt es gute Juden, nicht wie die, die uns töten oder uns unser Land nehmen wollen.“

Sie arbeiteten gerne mit Michal (jüdische Lehrerin), die ihnen einen Workshop mit Seifenblasen gab. Sie konnten sich mit ihr in Englisch unterhalten und fragten viel über sie und ihre Kinder.

Sie waren froh die Gelegenheit zu haben Neve Shalom/Wahat al Salam kennenzulernen. Ein größerer Wunsch wurde für sie wahr, als sie Jerusalem (Al Quds) und die heiligen Stätten sahen. Wir konnten sie nicht in den Haram al Sharif (auf dem Tempelberg) bringen oder in den Felsendom, da wir die Genehmigung der Polizei nicht bekamen, aber sie freuten sich, ihn von weiten zu sehen.

Sie arbeiteten auch gern mit den jungen Gruppenleitern aus unserem Dorf zusammen. Diese schätzten ihre Geduld und spielten mit ihnen, begannen eine Reihe netter Aktivitäten und brachten ihnen neue Gesellschaftsspiele bei.

Ich habe das Camp im fünften Jahr organisiert und meine, dass die jungen Gruppenleiter volle Verantwortung für ihre Aufgaben übernahmen und Geduld und Verstehen zeigten Anderes zu akzeptieren. Auch die Jugendlichen, die nachts freiwillig kamen, zeigten Ernsthaftigkeit und waren bereit zu helfen und zu teilen.

Aus den Dankbriefen:
Hisham, Leiter auf der arabischen Seite, schrieb eine Woche nach dem Abschied der Gruppe, gab uns sein Feedback, wie auch die Reaktion der Eltern, der Geschwister und auch der Teilnehmer selbst.

Die meisten Kinder waren froh das Meer zu sehen und zum ersten Mal am Strand zu spielen sowie im Schwimmbad zu sein und Bowling zu gehen. Die schlimmste Erfahrung für die Kinder war der Gang durch den Checkpoint (der zwei und eine halbe Stunde dauerte). Die Jungen erklärten, es sei hart und sogar erschreckend gewesen nachts zu den Toiletten zu gehen (die waren weit entfernt von den Schlafräumen). Die meisten Kinder kommen aus Gegenden, die nachts Überfällen und Untersuchungen durch Soldaten ausgesetzt sind. So macht schon die Dunkelheit ihnen Sorgen.

Leila Shweiki aus Hebron (Mutter von Maher und Lina) sagte: „Gott segne die Bemühungen der Camp-Organisatoren und derer, die in der Schule und in Hebron verantwortlich waren. Unsere Kinder waren glücklich!“ Sie fügte hinzu, dass sie große Wertschätzung und Respekt hat wegen der guten Behandlung, die sie bekommen hätten, und wegen der Gelegenheit, Gegenden zu besuchen, die Kindern sonst verschlossen sind. Sie genossen die Fahrt zu den verschiedenen Stätten. Das schönste für alle war der Besuch von Jerusalem.

Sa’ed Es Suwati, der Bruder von Majdi, sagte, dass sein Bruder dauernd vom Lager erzählt und dass er nochmals am Lager teilzunehmen wünscht.

Frau Manal Al-Jabari, die Mutter von Yahia und Mou’yad, aus der Altstadt von Hebron, sagte, dass ihre beiden Söhne große Freude von der Teilnahme am Lager haben.

Abdel Hafez und Tamer Sharabati sagten, dass das Lager ihnen zum ersten Mal Gelegenheit gegeben habe, das Meer zu sehen und am Strand zu spielen. Abdel Hafez, er hoffe, die Leiter und Volontäre des Lagers werden ihn in Hebron so bald als möglich besuchen.

„Er kam so glücklich vom Sommerlager zurück, aber er flüsterte in mein Ohr, er werde das wegen der zweieinhalb Stunden Stehen und der erfahrenen Demütigung an der israelischen Grenze nicht wiederholen.“

Die Mutter von Jihad Muhammad schrieb: „Er kam so glücklich vom Sommerlager zurück, aber er flüsterte in mein Ohr, er werde das wegen der zweieinhalb Stunden Stehen und der erfahrenen Demütigung an der israelischen Grenze nicht wiederholen.“

„Wir waren froh über die Gelegenheit im Lager mitzuwirken. Es macht Spaß zu lernen und die Erfahrung forderte heraus. Ja, es war harte Arbeit am ersten Tag, aber von Tag zu Tag bekommst Du einen besseren Draht zu den Kindern. Wir denken, dass wir mehr über Verantwortung, Toleranz und Hingabe lernten. Wir wissen nun wie hart die Arbeit der Lehrer ist, Aufmerksamkeit von allen Kindern zu bekommen und mit ihnen zu arbeiten.“

Auch die palästinensischen Leiter drückten ihre tiefe Dankbarkeit aus.

Die jungen Gruppenleiter aus NSH/WAS sagten: „Wir waren froh über die Gelegenheit im Lager mitzuwirken. Es macht Spaß zu lernen und die Erfahrung forderte heraus. Ja, es war harte Arbeit am ersten Tag, aber von Tag zu Tag bekommst Du einen besseren Draht zu den Kindern. Wir denken, dass wir mehr über Verantwortung, Toleranz und Hingabe lernten. Wir wissen nun wie hart die Arbeit der Lehrer ist, Aufmerksamkeit von allen Kindern zu bekommen und mit ihnen zu arbeiten.“

Wir danken der Bruno-Hussar-Stiftung für die Finanzierung des Sommerlagers. Wir danken Huda vom Kindergarten und ihrer Familie für das Geschenk des Mittagessens an einem Tag und des Abendessens an einem Abend. Wir danken allen, die mitgewirkt haben. Wir danken dem Afluka Restaurant und der christlichen griechisch-orthodoxen Gemeinschaft in Jaffa für ihr Geschenk des Mittagessens und der Getränke, was Peter al Kalek möglich gemacht hatte (natürlich danken wir ihm für seine Anregungen und seine Mitarbeit).“

So weit der Bericht von Reem Nashef.


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